Ariel Reichman | Neukölln
I AM (NOT) SAFE, 2021
Ariel Reichman ist ein Künstler, der 1979 in Johannesburg geboren und dort aufgewachsen ist. Da er im Lauf von fast zwanzig Jahren sowohl in Israel wie auch in Berlin gelebt hat, hat er eine einzigartige Perspektive entwickelt, die seine Kunst nachhaltig prägte. Seine Arbeiten erzählen Geschichten von Identität, Konflikt und Transformation und schöpfen aus der reichen Erfahrung seines Lebens an diesen vielfältigen und komplexen Orten. In seinen Werken fließen die stillen Gesten des Alltags und das Gewicht politischer Realitäten ineinander und enthüllen dergestalt unsichtbare Spannungen unterhalb der Oberfläche von gewöhnlichen Objekten und Handlungen. Reichmans Schöpfungen stellen eine Meditation dar über die Grenzen, die wir in uns selbst tragen, und sie laden uns dazu ein, das empfindliche Gleichgewicht zwischen dem Intimen und dem Kollektiven zu betrachten.
Reichmans Installation „I AM (NOT) SAFE“ („ICH BIN (NICHT) SICHER“) wurde im Jahr 2021 geschaffen, hat jedoch seit dem 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg und Trauma eine neue Dringlichkeit gewonnen. Handelte es sich ursprünglich um eine allgemeine Erkundung persönlicher und kollektiver Sicherheit und Verletzlichkeit, so ermutigt die Installation ihre Besucher jetzt dazu, sich interaktiv mit ihrer eigenen Fragilität auseinanderzusetzen. Diese Interaktion geschieht sowohl in der physischen Ausstellung als auch online.
Die zentrale Frage, die den Teilnehmern vorgelegt wird, ist: „AM I SAFE?“ („Bin ich sicher?“) Lautet die Antwort „Nein“, dann leuchtet der Satz „I AM NOT SAFE“ auf und konfrontiert den Betrachter mit der Schwere der Unsicherheit. Ist die Antwort hingegen „Ja“, dann erlischt das „NOT“ und es bleibt nur die leuchtende Phrase „I AM SAFE“. Durch diese Interaktion externalisiert das Kunstwerk emotionale Zustände, macht sie sichtbar und belässt sie doch in ihrer Flüchtigkeit, wie auch der Frage selbst etwas schwer Fassbares anhaftet, das sie für die wechselnden Wahrnehmungen des Individuums öffnet.
Seit dem 7. Oktober 2023 wird die Installation an der Außenmauer des Mishkan-Museums in Ein Harod in Israel präsentiert. Dieser Ort stellt ein verstörendes Symbol dar für die allgegenwärtige Frage nach Sicherheit, über alle Grenzen hinweg, die angesichts der aktuellen Wirklichkeit drängend bleibt.
Die Installation ist auch in Deutschland Teil der ständigen Ausstellungen im Kunstmuseum Wolfsburg, in der Kunsthalle Mannheim und in der Ardi Goldman-Kunst- und Kulturstiftung Frankfurt am Main. Durch die synchronisierten Standorte unterstreicht das Werk auch, wie sich kollektive und individuelle Ängste im alltäglichen Leben zeigen und erlaubt dergestalt ein tiefes Nachdenken über das Leben in einer Welt, in der Unberechenbarkeit zu einem ständigen unvermeidlichen Faktor geworden ist.