Noa Heyne | Friedrichshain

Noa Heyne (1982, Israel/Palästina) lebt seit sechs Jahren in Berlin. Sie studierte Bildhauerei und bildende Kunst und erhielt ihren ‚Bachelor of Fine Arts‘ (BFA) an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem sowie später an der New York School of Painting, Drawing and Sculpture. Ihren ‚Master of Fine Arts‘ (MFA) erwarb sie an der Rinehart School of Sculpture des Maryland Institute College of Art. Heynes Kunst ist oft in Themen wie Zugehörigkeit und Verlust verwurzelt und konzentriert sich auf die Idee des Zuhauses als Ort des persönlichen Rückzugs und kollektiven Gedächtnisses. Ihre Installationen bewegen sich im komplexen Spannungsfeld zwischen Bewahrung und Erneuerung und hinterfragen, wie Architektur als physische und emotionale Landkarte der Geschichte dient.

Heynes Werk „Home Taxidermy“ (etwa: „Heim-Konservierung“ oder „Heim-Präparation“) entstand 2018-2019 im Rahmen eines Künstlerresidenzprogramms, an dem sie im ZK/U (Zentrum für Kunst und Urbanistik) teilnahm. Im Jahr 1942 wurden Heynes Großeltern Arthur und Rose Bernstein vom Güterbahnhof Moabit, nur einen Kilometer vom ZK/U entfernt, nach Auschwitz deportiert. Das Werk besteht aus beweglichen, verzierten Fliesen und Betonplatten und symbolisiert den Wiederaufbau von Häusern und Erinnerungen an einem neuen Ort. Inspiriert von der historischen Fliesenproduktion in Europa und Palästina lädt die Installation dazu ein, sich durch Interaktion mit dem Kunstwerk intensiv mit verschiedenen Schichten der Geschichte auseinanderzusetzen. Die Fliesen sind an ein System von Flaschenzügen angeschlossen, die beim Verschieben Zeichnungen eines architektonischen Grundrisses auf den darunterliegenden Platten freilegen. Dieser Grundriss gehört zu einem alten Templerhaus in Jerusalem, in dem die Künstlerin einst lebte, und verweist auf die Präsenz der deutschen Templer in Palästina – eine Geschichte, die mit Kolonialismus, Industrialisierung und Migration verwoben ist. Das Werk thematisiert die Versuche von Individuen und Gemeinschaften, ihre Heimat in fremden Ländern neu aufzubauen. Heyne verwendet architektonische Formen und die Metapher der Taxidermie – das Konservieren von etwas, das nicht mehr lebendig ist – um das fragile Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Wiederherstellung zu erforschen.

Später erweiterte ihre Installation „Cities of Refuge“ („Städte der Zuflucht“), die während des LABA Berlin Stipendiums 2021 entstand, diese Themen, indem sie die Idee der Transformation untersuchte. In Zusammenarbeit mit Tomer Zirkilevich und Anna Mirkin integrierte Heyne Elemente wie sich verschiebende Steine, die Veränderung und Handlungsmacht innerhalb von Strukturen symbolisieren. Inspiriert von der biblischen Geschichte der Arche Noah, stellte das Werk die wiederholte Bewegung von Materialien als Metapher für den kontinuierlichen Aufbau und Abbau von sicheren Räumen dar. Hier wurden die Zuschauer*innen eingeladen, über ihre Rolle bei der Gestaltung von Umwelten und Erzählungen nachzudenken – ein Akt, der den größeren menschlichen Kampf widerspiegelt, sich mit Kräften auseinanderzusetzen, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen.

Noa Heynes Sicht auf die Ereignisse des 7. Oktobers und den Krieg in Gaza kann als Erweiterung ihrer fortlaufenden Auseinandersetzung mit den Themen Vertreibung, Erinnerung und Identität gesehen werden, die im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stehen. Sie betrachtet das Trauma des 7. Oktobers und die anschließende Reaktion der israelischen Gesellschaft als vollständigen Zusammenbruch früherer Narrative und Identitäten – als etwas, das, wie bei früheren Ereignissen dieser Art, den gnadenlosen Angriff auf palästinensische Zivilisten, die als Feinde wahrgenommen werden, ermöglicht hat. In diesem Kontext erhält Heynes Werk eine tiefere Bedeutung, da es sich mit der Frage auseinandersetzt, wie traumatische historische Ereignisse die individuellen und kollektiven Erfahrungen von Heimat prägen. Durch die Beschäftigung mit architektonischen Formen und interaktiven Elementen spricht sie nicht nur die physischen Aspekte von Wiederaufbau an, sondern dringt auch in die emotionalen und historischen Schichten vor, die Orte kennzeichnen, die von Krieg und Vertreibung geprägt sind. Für Heyne ist die jüngste Eskalation der Gewalt ein weiteres Kapitel in dem andauernden Ringen um Identität und Zugehörigkeit in einer Landschaft, in der sich Geschichtsbilder und Narrative ständig verschieben.

Die Ausstellung

Navigating Between Gravities

Jüdisches Leben in Berlin, Damals und Jetzt

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