LABA Berlin | Kreuzberg

Mar’a’yeh

LABA Berlin wurde im Jahr 2021 eingeweiht, und zwar als Residenzprogramm, welches den interdisziplinären Dialog und die künstlerische Auseinandersetzung von in Berlin lebenden jüdischen Künstler*innen mit Themen, Bildern und Archetypen fördert, die aus traditionellen religiösen jüdischen Texten stammen, aber in einem säkularen Kontext neu verhandelt werden. Es ist dies eine Initiative des ‚Jüdischen Zentrums Synagoge Fraenkelufer e. V.‘, welches für den Wiederaufbau des zerstörten Hauptteils der namengebenden Synagoge verantwortlich ist und die Absicht verfolgt, ein neues jüdisches Kultur- und Gemeinschaftszentrum zu schaffen, von dem LABA ein integraler Bestandteil sein soll. Die Initiative ist auch Teil des internationalen LABA-Netzwerks, welches Ableger in New York, Buenos Aires, Barcelona und in der San Francisco Bay Area hat. 

LABA Berlin wurde von seinen Vorsitzenden Dekel Peretz, Olaf Kühnemann und Rachel Liebeskind als Berlinerisch-jüdischer Treffpunkt für Künstler*innen entworfen, um aus einer universalistischen, politischen und persönlichen Perspektive über jüdische Tradition und Identität nachzudenken und ihre Bruchlinien, inhärenten Spannungen und intersektionalen Grenzen zu erkunden. Das Projekt erlaubt es daher, auch jüdische kulturelle Standpunkte zu entwickeln und zu formulieren, die außerhalb derjenigen monolithischen Themenfelder liegen, die Juden in der deutschen Gegenwartsgesellschaft oft zugewiesen wird – der Themen Antisemitismus, Rassismus und Fragen der Minderheitenpositionen.

Dieses Jahr hat LABA Berlin sich der Förderung und Ausweitung des jüdisch-muslimischen Dialogs in Deutschland verschrieben und zu diesem Zweck mit der Deutschen Islam Akademie (DIA) zusammengearbeitet. Resultat dieser Zusammenarbeit war eine neue Künstlerresidenz – Mar’a’yeh. Der Name ‚Mar’a’yeh‘ (مرايه), der im levantinischen Arabisch ‚Spiegel‘ bedeutet, enthält auch sein hebräisches Pendant ‚Mar’a‘ (מַראָה) und reflektiert dergestalt eine tiefe, wenn auch oft verborgene, Verbindung. Künstler*innen mit jüdischem und mit muslimischem Hintergrund wurden eingeladen, die Welt jüdischer und islamischer Texte als Inspirationsquellen zu entdecken. Konkret setzen sie sich mit den mysteriösen Aspekten des diesjährigen Themas des LABA-Netzwerks, „Night“ („Nacht“), auseinander, mit den damit verbundenen Fantasien, der Erotik und dem Mystizismus, der sich oft in der Morgendämmerung verflüchtigt. Während der Residenz im Künstlerhaus Bethanien veranstaltete Mar’a’yeh fünf open-studio-Events, in denen das Publikum die Gelegenheit hatte, die Künstler*innen persönlich und ihre im Entstehen begriffenen Arbeiten kennenzulernen sowie ihr gemeinsames Studio zu besuchen, als einen weiteren Raum für die Schaffung potentieller Dialogmomente, Gespräche und Zusammenarbeiten.

Die Residenz eröffnete letzten Mai vor dem komplexen Hintergrund wachsender Polarisierung und intensivierter Spannungen in Deutschland aufgrund der verheerenden Gewalteskalation in Israel-Palästina seit dem 7. Oktober 2023. Es ist ein Mut machendes Beispiel für redlichen interreligiösen und interkulturellen Dialog, für Zusammenarbeit und Begegnung auf der Grundlage von Kreativität, Solidarität und Empathie. Durch die Förderung von Interpretationen, Ideen und Visionen, die der Komplexität einzigartiger jüdischer und muslimischer Identitäten Rechnung tragen, stellt die Residenz populistische und segregierende Wahrnehmungen der beiden Minderheiten in Deutschland infrage.

Zu den Künstler*innen der Residenz gehören: Edna Al-Najar, Yasmine Amal, Rüzgâr Buşki, Abie Franklin, Ali Gharib, Anna Lublina, Maria Margolina, Sami Morhayim, Elvis Osmanović, Ella Ponizovsky Bergelson, Benyamin Reich, Alona Rodeh, Dënalisa Shijaku und Ozan Zakariya Keskinklić. Die Abschlussausstellung der Residenz findet vom 7. November bis zum 8. Dezember 2024 statt.

Die Ausstellung

Navigating Between Gravities

Jüdisches Leben in Berlin, Damals und Jetzt

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