Helene Nathan & die Neukölln Bibliothek | Neukölln
Ehemaliger Straßenname: Ganghoferstraße 3-5
Helene Nathan, eine prominente Figur in der kulturellen Landschaft Neuköllns, hat durch ihren leidenschaftlichen Einsatz für ihre Gemeinde und für die Literatur eine bleibende Spur hinterlassen. Geboren am 23. August in Oels in Niederschlesien, war sie ein engagiertes Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPD) und betrachtete den Betrieb von Bibliotheken in Arbeitervierteln als essentielles Mittel der Volksbildung. Während ihrer Amtszeit wurden bedeutende Fortschritte bei Initiativen für Jugendbibliotheken erzielt, zumal sie den transformativen Einfluss eines frühen Zugangs zu Büchern und Lernmaterial erkannte.
Am 1. Juli 1921 übernahm sie die Leitung der Bibliothek in Neukölln. Dies machte sie zu einer der ersten Frauen, die in Berlin in einer größeren Bibliothek eine Führungsposition innehatten. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit lag auf der Kultivierung der Leidenschaft fürs Lesen und für den Wissensaustausch in der lokalen Bevölkerung. Nathans Vision bestand nicht nur darin, Leser*innen einen Zugang zu Büchern zu ermöglichen, sondern darüber hinaus ein Zentrum zu schaffen, wo Menschen jeden Alters zusammenkommen, neue Ideen erkunden und ihr Leben durch Literatur bereichern konnten. Unter Nathans Leitung nahmen Reichweite und Einfluss der Bibliothek signifikant zu. Sie richtete die erste Filiale in Britz ein, um das Profil der Bibliothek besser den Bedürfnissen der lokalen Bewohnerschaft anzupassen. Neben dem Bücherangebot kuratierte sie auch Veranstaltungen, Workshops und Lesungen, wodurch sie einen positiven Beitrag zur Förderung des Gemeinsinns unter den Bewohnern Neuköllns leistete.
Von 1935 bis 1937 war sie im jüdischen Buchladen ‚Kadem‘ angestellt. Später sollte sie ein Angebot zur Emigration nach Großbritannien erhalten. Tragischerweise wurde dieser Plan durchkreuzt durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und durch den Beginn der Deportation von Juden. In einem Gefühl der Verzweiflung nahm sie sich am 23. Oktober 1940 im Alter von 55 Jahren selbst das Leben.
Bildquelle:
Kolland, D. (2012). Zehn Brüder waren wir gewesen: Erinnerungen jüdischer Neuköllner aus der NS-Zeit. Hentrich & Hentrich Verlag.
Museum Neukölln (n.d.). *Ausgestoßen und verfolgt: Die jüdische Bevölkerung während des Nationalsozialismus in Neukölln*. Retrieved September 4, 2024
Stadtbibliothek Neukölln (n.d.). *Bezirkszentralbibliothek Helene-Nathan-Bibliothek*. Retrieved September 4, 2024