Bodenkulturverein | Neukölln

Ehemaliger Straßenname: Marienfelder Chaussee 98

Im frühen 20. Jahrhundert gab es vonseiten der Jüdischen Gemeinde in Deutschland signifikante Bemühungen, wirtschaftliche Herausforderungen und antisemitische Vorurteile durch landwirtschaftliche Initiativen zu überwinden. Eine dieser Bemühungen stellte die Gründung des ‚Bodenkulturvereins‘ im Jahre 1897 dar, welcher in der jüdischen Bevölkerung eine entscheidende Rolle in der Förderung landwirtschaftlicher Arbeit und Besiedlung spielte, insbesondere in der Region um Berlin. 

In Berlin konzentrierte sich der Verein auf den Erwerb und die Kultivierung von Land zum Zweck des Aufbaus jüdischer landwirtschaftlicher Siedlungen. Diese Initiative stellte für die Jüdische Gemeinde nicht nur ein Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts dar, sondern diente auch dem Widerstand gegen gesellschaftliche Marginalisierung. Der Verein entwickelte Projekte wie dasjenige an der Marienfelder Chaussee 98 in Buckow, auf einem Grundstück, das 1921 käuflich erworben wurde. Es sollte als Ausbildungsstätte für Agrikultur dienen, um jüdische Jugendliche in landwirtschaftlicher Selbstversorgung auszubilden.

Anfänglich war das Gebäude an der Marienfelder Chaussee für den beabsichtigten Gebrauch durchaus nicht gut ausgestattet und entbehrte der notwendigen Anlagen und Infrastrukturen. Der Verein plante umfassende Renovationen, um es in eine funktionstüchtige Landwirtschaftsschule zu verwandeln. Diese Pläne sahen unter anderem den Bau von Schlafsälen, von Lagerräumen für landwirtschaftliches Gerät und von Bereichen für diverse landwirtschaftliche Aktivitäten vor. Allerdings begegnete der Prozess etlichen Hindernissen, einschließlich finanziellen Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Beschaffung notwendiger Zulassungen. 

Trotz dieser Hindernisse schaffte es der Verein, zumindest einen Teil der geplanten Renovationen durchzuführen. Im Jahr 1925 war die Anlage so weit, dass sie in Betrieb genommen werden konnte, wenn auch die ursprünglich vorgesehenen weitreichenden Strukturverbesserungen nicht vollumfänglich umgesetzt werden konnten. Das Grundstück wurde als entscheidender Schritt im Rahmen des umfassenderen Programms des Vereins angesehen, welches darin bestand, die jüdische Jugend durch landwirtschaftliche Schulung auch gesellschaftlich zu stärken, und zwar vor dem Hintergrund eines wachsenden sozialen und politischen Drucks auf die Jüdische Gemeinde in Deutschland.

Bildquelle:

Kolland, D. (2012). Ten brothers we were… Traces of Jewish life in Neukölln. Hentrich & Hentrich.

Landesarchiv Berlin, B Rep. 079 Nr. 436.

Die Ausstellung

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Jüdisches Leben in Berlin, Damals und Jetzt

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